St. Georg–Blues

Paperback, 7,90 €

ISBN 978-3-8391-4539-7

 

 

 

Der Tag, an dem Arthur starb  (Auszug)

 

Auf dem Heimweg überlegte Karola, dass es einfach nicht schön wäre, allein in die Wohnung zu kommen. Kein freudiges Schnurren, kein kuscheliges Spiel zwischen Sofakissen, kein gemeinsames Fernsehen nach dem Abendbrot. Die letzte durch einen Biss in den Zeigefinger beendete Affaire – nein, da konnte sie nicht so einfach anrufen und um Beistand bitten. Bestimmt würde der Mann ihre Haftpflichtversicherung ins Gespräch bringen. Karola brauchte keinen Mann, der sie in ein Streitgespräch verwickelte, sie wollte einen Mann für Trost und Zärtlichkeiten und für etwas mehr.

Auf den Parkbänken saßen nur ein paar wiederkäuende und Zeitung lesende Rentner. Die jungen Inlineskater rasten viel zu schnell an ihr vorbei, und den nächstbesten hübschen Kellner aus einem italienischen Restaurant konnte sie auch nicht so einfach wegklauen. So bald wollte sie keine neue Beziehungskiste aufmachen, einfach nur irgendeinen netten Ausgleich für den traurigen Auftakt dieses Tages finden.

Im Brotgeschäft stand ein junger Mann neben ihr. Obwohl er schon bezahlt hatte und das Brot im Arm hielt, war er nicht aus dem Laden gegangen. Karola dachte, dass sie ihn nehmen könnte, einfach mitnehmen in ihre Wohnung, wo noch das Katzenklo, der Kletterbaum und die Dosen mit Katzenfutter herumstanden und an Arthur erinnerten.

„Kannst du mir vielleicht behilflich sein? Ich hatte gerade eine Knieoperation und darf nicht schwer tragen“, bat sie freundlich. Der junge Mann nahm, ohne zu zögern, ihre zwei schweren Einkaufstüten entgegen, ging hinter ihr aus dem Laden heraus, den Weg nach Hause und bis nach oben in ihre Wohnung im zweiten Stock.